Gedanken
Sexualität gehört auch den Frauen: Du hast den Finger in die Feige gelegt? Das gehört gefeiert!
– von Laura Streck
Personen mit Penis holen sich einen runter, sie hobeln, wichsen, fappen, sie wedeln sich einen von der Palme, sie würgen den Jürgen. Und Personen mit Vulva? Die sollen einfach nur masturbieren oder rubbeln!? Oh No, nicht mit uns! Wir wollen Begrifflichkeiten etablieren, mit denen man endlich Tacheles reden kann und so die weibliche Masturbation normalisieren.
Das Wurstfach putzen, fünf gegen Venus, die G-Saite spielen, die Mona Lisa pinseln, den Finger in die Feige legen, die Auster zum Singen bringen, den Papst ärgern, Vagina morgulis, die Babyklappe putzen, sich einen von der Burg rapunzeln, die Muschel bimmeln, im Schneckenhaus einparken, die Falte bügeln, die kleine Frau im Kanu tätscheln…
All diese Begriffe bringen uns zum Schmunzeln – wir brauchen aber tatsächlich mehr Vokabular. Denn so lustig diese Ausdrücke auch sind, und so sehr es Spaß macht den Finger in die Feige zu legen, so ernst zu nehmen ist der Fakt, dass die weibliche Lust nicht genug in einem schamlosen Rahmen thematisiert wird. Und das zeigt auch der Mangel an etablierten Begrifflichkeiten zur weiblichen Masturbation.
Die Selbstbefriedigungs-Gap
Ungleichheiten gibt es nicht nur bei der Thematisierung im sprachlichen Bereich, auch in der Praxis gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei Jugendlichen zeigen sich Geschlechtsunterschiede im Masturbationsverhalten besonders deutlich: Eine Statistik der Studie Jugendsexualität 2015 der BZgA zeigt, dass Mädchen weniger und spätere Erfahrungen haben. Auch der Bildungshintergrund spielt eine Rolle in der Masturbationserfahrung, Mädchen in einer bildungsferneren Umgebung masturbieren weniger und später. (vgl. Endbericht Jugendsexualität 2015, S. 119)
Was macht Masturbation mit uns?
Dabei ermöglicht die Erkundung des eigenen Körpers ein selbstbestimmteres Auftreten in sexuellen Kontakten, weil solche Erfahrungen Selbstbewusstsein und Aufschluss über die eigenen Vorlieben und Wünsche geben können. Wir wollen offene Gespräche über das Wie und Wo, über mögliche Druck- und Rhythmusvariationen, damit junge Mädchen einen selbstbewussten Einstieg in die Sexualität haben können. Dabei ist wichtig zu betonen, dass niemand überredet oder unter Druck gesetzt werden soll. Es soll lediglich bewusst gemacht werden, dass es etwas ganz Normales ist die Muschel zu polieren und das auch viele positive Seiten hat.
Was wir uns wünschen:
In der Realität erleben wir nämlich häufig, dass Sexualität von Männern eher öffentlich zelebriert wird, und die Peergroup dadurch mitgerissen wird. Malte aus der 9c schreit stolz durch den Schulflur, dass er das ganze Wochenende durchgefappt hat und wird von allen gefeiert? Ziel ist, dass Lisa aus der 9a das mit der gleichen Selbstverständlichkeit machen kann, ohne komische Blicke zu bekommen und ohne deswegen sexualisiert zu werden.